Anlässlich der heutigen Anhörung im Düsseldorfer Landtag zum Thema "Arbeitszeit" hat Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, mehr Arbeitszeitsouveränität und mehr Schutz für die Beschäftigten gefordert:
"Die Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen arbeiten hochgradig flexibel zugunsten ihres Unternehmens. Jetzt gilt es, die Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Blick zu nehmen: Die Beschäftigten brauchen mehr Freiheit, die eigene Arbeitszeit zu gestalten und mehr Schutz, um eine Entgrenzung von Arbeit zu verhindern."
Dabei ginge es erstens um die Gesundheit der Beschäftigten, so Weber: "Überstunden, ständige Erreichbarkeit und Arbeitsverdichtung führen zu erheblichen gesundheitlichen Risiken. Es muss daher unsere Aufgabe sein, Druck aus dem System zu nehmen. Forderungen, das Arbeitszeitgesetz aufzuweichen und tägliche Höchstarbeitszeiten ebenso infrage zu stellen wie die Mindestdauer für Ruhezeiten und Pausen, gehen daher in die vollkommen falsche Richtung."
Zweitens kämen viel zu wenig Unternehmen dem Wunsch der Beschäftigten nach, durch selbstbestimmtere Arbeitszeiten Familie und Berufsleben besser in Einklang zu bringen: "Deshalb ist das von der Bundesregierung angekündigte Rückkehrrecht von Teilzeit- auf Vollzeitarbeit ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Gewerkschaften machen sich aber weiterhin dafür stark, dass alle Beschäftigten von diesem Recht profitieren, ohne Quoten oder Ausnahmen für kleine und mittlere Betriebe."
Um auch die tägliche Arbeit im Sinne der Beschäftigten flexibler zu gestalten, sei – dort wo es die Tätigkeit zulässt – zudem einen Anspruch auf Homeoffice und mobiles Arbeiten wichtig, sagt Weber: "Das gelingt allerdings nur, wenn es klare Regeln dafür gibt. Damit mobiles Arbeiten zu mehr Freiheit und nicht zu einer weiteren Entgrenzung führt, muss sichergestellt werden, dass außerbetrieblich erbrachte Arbeit konsequent erfasst und natürlich auch vergütet wird. Und wir müssen dringend das Recht der Beschäftigten stärken, außerhalb der vereinbarten Arbeitszeiten nicht erreichbar zu sein."
Die Diskussion um die Arbeitszeit begleitet die Gewerkschaften seit jeher. Heute ist die Arbeitszeitdebatte wieder in vollem Gange. Flexibilität in der Arbeitswelt bedeutet bisher, dass sich die Beschäftigten einseitig nach den Anforderungen ihres Arbeitgebers richtigen. Die Bedürfnisse der Beschäftigten werden hingegen kaum berücksichtigt. Die Gewerkschaften sind daher der Ansicht, dass wir einen neuen Fokus in der Arbeitszeitdebatte brauchen.