Dirk Toepper, ehrenamtlicher Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Bielefeld, bei der ver.di-Bildungsstätte "Buntes Haus". DGB NRW
"Ich habe immer versucht, neben meiner hauptamtlichen Arbeit auch ehrenamtlich tätig zu sein. Denn das Hauptamtliche deckt nur einen kleinen Teil der Gewerkschaftsarbeit ab. Nur allein durch Tarifpolitik oder Kämpfe in den Betrieben werden wir die Interessen der Beschäftigten nicht durchsetzen. Wir müssen sie gleichzeitig auch politisch absichern. Dafür ist der DGB wichtig. Um ein gemeinsames, politisches Sprachrohr für die gewerkschaftlichen Interessen zu haben, brauchen wir die Zusammenarbeit vor Ort. Dann wird man auch wahrgenommen von der Politik. Und ich finde, das müssen wir als Einheitsgewerkschaft überparteilich tun. Deshalb bin ich bewusst in keiner Partei.
Im Prinzip bin ich aus einem bestimmten Grund Gewerkschafter geworden: Ich lasse mir nicht gerne Vorschriften machen. Dabei will ich nicht bestimmen, was andere machen sollen, sondern ich will an Entscheidungen beteiligt sein. Wenn ich gewerkschaftliche Interessen vertrete, vertrete ich also gleichzeitig auch meine Interessen. Ich verstehe nicht, dass es viele Menschen gibt, die sich beschweren, aber nichts tun. Wenn ich meckere, muss ich mich auch gegen Missstände zur Wehr setzen! Und das heißt: Ich muss mich beteiligen. Deshalb bin ich neben meinem gewerkschaftlichen Engagement auch immer in unterschiedlichen Bürgerinitiativen aktiv gewesen – angefangen von der Friedensbewegung bis aktuell zu TTIP. Von daher bin ich in Bielefeld auch gut vernetzt mit politischen Akteuren anderer Organisationen und Verbände. Eine gewisse Vernetzung spielt auch eine große Rolle, damit man überhaupt etwas im Politischen bewegen kann.
Ein Kollege hat immer gesagt, andere Leute sammeln Briefmarken; Gewerkschafter sammeln Niederlagen. Das stimmt – aber nur zum Teil! Natürlich erfährt man im Einzelnen Niederlagen; aber gesamt gesehen haben wir mehr gewonnen als verloren! Zum Beispiel haben wir jahrelang in der Druckindustrie dafür gestritten, dass die Ausbildungsvergütung erhöht wird. Wir forderten immer 50 Prozent. Das haben wir zwar nicht erreicht, aber nach zehn Jahren lagen wir bei 35 Prozent. Das war eine erhebliche Steigerung und hat eine Aufwertung der Ausbildung mit sich gebracht. Es gibt oft Dinge, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Und wenn man das betrachtet, dann haben wir mehr gewonnen als verloren. Bei kurzfristigen Geschichten, da verliert man eher. Das muss man im Kopf haben: Man kann nicht jeden Kampf gewinnen; das Gesamtergebnis zählt. Und manchmal steckt hinter eine Niederlage doch eine positive Entwicklung."
Dirk Toepper, 56, ist heute ehrenamtlicher Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Bielefeld. Schon mit 19 Jahren wurde er Kreisjugendausschuss-Vorsitzender des DGB Bielefeld. Hauptamtlich arbeitet er als Gewerkschaftssekretär für den ver.di-Fachbereich Medien, Kunst und Industrie in der Region Ostwestfalen-Lippe.
In der Serie "Wir haben die Ehre mit..." stellen wir regelmäßig Ehrenamtliche des DGB NRW vor.