Deutscher Gewerkschaftsbund

07.06.2023

Fotogalerie: Die 4 muss weg! Damit der Traum vom Beruf nicht platzt!

Bernd Röttgers

Viele Kinder träumen davon, Polizistin, Feuerwehrmann oder Lehrerin zu werden. Und dennoch entscheiden sich später viel zu wenige von ihnen für einen Beruf im öffentlichen Dienst. Der öffentliche Dienst hat ein echtes Attraktivitätsproblem, allein beim Land NRW sind 21.000 Stellen unbesetzt. Das liegt auch an der überlangen Arbeitszeit von Beamt*innen in NRW. Mit einer 41-Stunden-Woche arbeiten sie länger als die meisten ihrer Kolleg*innen in anderen Bundesländern, länger als ihre tarifbeschäftigten Kolleg*innen und auch länger als viele Beschäftigte in der Privatwirtschaft. Dazu kommen noch Mehrarbeit und Überstunden, die wegen des fehlenden Personals und wachsender Aufgaben in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes regelmäßig anfallen.

Mit einer Protestaktion vor der Staatskanzlei am 5. Juni 2023 hat der DGB NRW gemeinsam mit ver.di nrw, GdP NRW und GEW NRW deutlich gemacht, was wir von der Landesregierung erwarten: Die 4 muss weg! Damit der Traum vom Beruf nicht platzt!

Wir fordern:

  • Endlich die überlange Wochenarbeitszeit der Beamtinnen und Beamten in NRW zurückfahren.
  • In einem ersten Schritt die Wochenarbeitszeit auf das Tarifniveau des TV-L (39:50 Std.) abzusenken und die Pflichtstundenzahl für Lehrerinnen und Lehrer entsprechend zu reduzieren.
  • In einem weiteren Schritt die Arbeitszeit für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst abzusenken.

 

Michael Mertens, Vorsitzender der GdP NRW, erklärt zu der Aktion: „Vor genau 20 Jahren hat die Politik in NRW die 41-Stunden-Woche beschlossen statt der zuvor gültigen und von Beschäftigtenseite teuer erkauften 38,5 Stunden. Angeblich nur zeitlich befristet, um dem klammen Haushalt zu helfen. Dass die überlange Wochenarbeitszeit heute immer noch für Landesbeamte gilt, ist ein beispielloser Vertrauensbruch gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die treu ihren Dienst verrichten. Es reicht! Die 41-Stunden-Woche ist ungerecht und mit den besonderen Belastungen des Polizeiberufes nicht zu vereinbaren.“

Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW, findet: „In NRW fehlen tausende Lehrkräfte. Die Politik muss mit einer Attraktivitätsoffensive dafür sorgen, dass sich mehr Menschen für den Beruf als Lehrkraft entscheiden und Abgänge verhindern. Dabei muss es vor allem um eines gehen, damit der Traum vom Beruf nicht platzt: Entlastung, Entlastung, Entlastung! Ein Schritt wäre hier die Reduzierung der Wochenarbeitszeit und damit entsprechend der Pflichtstundenzahl für Lehrerinnen und Lehrer. Damit kann man sicherlich besser Nachwuchs begeistern als mit Debatten um eine weitere Erhöhung der Arbeitszeit von Lehrkräften oder mit einem Teilzeitverbot.“

Gabriele Schmidt, Landesleiterin von ver.di NRW, führt aus: „Ob in Finanzbehörden, im Justizbereich, in den Bezirksregierungen: In vielen Dienststellen schauen die Kolleg*innen nicht nur in die Privatwirtschaft, wo niedrigere Arbeitszeiten bei besserem Gehalt gelten. Die eigenen Kolleg*innen in den Bereichen arbeiten als Tarifangestellte zu kürzeren Arbeitszeiten. Diese Ungleichbehandlung kann kein Mensch verstehen. Beamt*innen sind in Nordrhein-Westfalen Beschäftigte 2. Klasse. Das ist nicht länger hinnehmbar. Die CDU-geführte Vorgängerregierung hat die sogenannte Attraktivitätsoffensive leider verschlafen, jetzt ist es an der Zeit, aktiv zu werden.“

Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, sagt: „Der öffentliche Dienst in NRW hat ein Attraktivitätsproblem. Allein beim Land NRW sind über 21.000 Stellen nicht besetzt. Das sind 21.000 Lehrer*innen, Polizist*innen und Finanzbeamt*innen, die jeden Tag in den Schulen, Dienststellen und Behörden fehlen. Damit sich mehr Menschen für den öffentlichen Dienst entscheiden, muss die Landesregierung endlich die Arbeitszeit für die Beamt*innen zurückführen. Was vor vielen Jahren als befristetes Sonderopfer geplant war, ist zum Dauerzustand geworden. Das muss endlich ein Ende haben.“


 


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