DGB/Simone M. Neumann
Der DGB NRW hat heute in Düsseldorf seinen ersten Studierendenreport vorgestellt. Der Report vergleicht die Studiensituation und die soziale Lage von Studierenden in Deutschland, Nordrhein-Westfalen und dem Ruhrgebiet. Dabei wird das Ruhrgebiet besonders in den Blick genommen.
„Die Hürden, das Studium erfolgreich zu meistern, liegen für Studierende im Ruhrgebiet höher als in NRW und bundesweit“, fasste der Projektleiter, Dr. Ulf Banscherus von der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der TU Berlin, die Ergebnisse des Reports zusammen. So bewerteten nur 65 Prozent der Studierenden im Ruhrgebiet ihre Studiensituation positiv. „Dabei haben es diejenigen mit Migrationshintergrund oder niedriger Bildungsherkunft besonders schwer.“ Hier seien es nur 55 bzw. 56 Prozent, die ihre Studiensituation positiv sähen. „Das hängt auch damit zusammen, dass Eltern ohne höhere Bildung oder mit Migrationshintergrund ihre Kinder seltener finanziell unterstützen können“, erläuterte Banscherus. „Erwerbstätigkeit neben dem Studium ist für viele ein Muss. Sie haben daher weniger Zeit, sich auf ihr Studium zu konzentrieren.“ Dies trage dazu bei, dass nur 41 Prozent der Studierenden mit Migrationshintergrund und 38 Prozent der Studierenden mit niedriger Bildungsherkunft im Ruhrgebiet mit ihren Leistungen zufrieden seien.
Die Vorsitzende des DGB NRW, Anja Weber, forderte von der Landesregierung mehr Unterstützung für die Hochschulen im Ruhrgebiet. „Gerade für die Zukunft des Ruhrgebiets ist es existenziell wichtig, massiv in Bildung zu investieren und alle Bevölkerungsgruppen mitzunehmen. Wenn das Ruhrgebiet den Strukturwandel meistern und die Chancen der Digitalisierung nutzen soll, muss das Land jetzt handeln.“ Leider sei wenig Engagement in diese Richtung zu erkennen. „Anstatt das Bildungssystem so auszurichten, dass alle Kinder und Jugendlichen dieselben Chancen bekommen, setzt die Landesregierung auf Leuchtturmprojekte und Exzellenzförderung.“ Die Reform des Hochschulgesetzes gehe in die falsche Richtung: „Starre Anwesenheitspflichten und andere Zwangsinstrumente erschweren gerade für Studierende mit Migrationsgeschichte und niedriger Bildungsherkunft die Studienbedingungen. Sie brauchen mehr kontinuierliche und individuelle Beratungsangebote, um im Studium erfolgreich zu bestehen.“ Bei all diesen Maßnahmen ginge es natürlich auch um Geld, so Weber. „Bei der Vergabe von Mitteln müssen soziale Kriterien künftig eine zentrale Rolle spielen und das Ruhrgebiet besonders berücksichtigt werden.“
Studierendenreport "Studiensituation und soziale Lage von Studierenden im Ruhrgebiet"
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