„Vom NRW-Ausbildungsmarkt pauschal als Bewerbermarkt zu sprechen, geht völlig an der Realität vorbei“, kommentiert Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, die heute veröffentlichte Bilanz der Arbeitsagenturen. „Das trifft allenfalls auf Südwestfalen und das Münsterland zu. In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens fehlen nach wie vor Ausbildungsplätze.“ Wer die Statistik der Arbeitsagenturen genau lese, stelle fest: „18.165 junge Menschen sind aktuell bei den Arbeitsagenturen suchend gemeldet. Ihnen stehen nur 11.527 offene Stellen gegenüber.“
Damit alle Jugendlichen tatsächlich eine faire Chance bekämen, brauche es in den Regionen mit einem Bewerber*innenüberhang deutlich mehr betriebliche Ausbildungsplätze, fordert Weber: „Es ist ein Armutszeugnis, dass Arbeitgeber über den Fachkräftemangel klagen, aber nur jedes fünfte Unternehmen in NRW überhaupt ausbildet.“ Die Landesregierung sei in der Pflicht, dort Rahmenbedingungen zu schaffen, wo der Markt versage. „Eine umfassende Ausbildungsgarantie muss ebenso her, wie ein umlagefinanzierter Zukunftsfonds, der die Ausbildungskosten fairer unter allen Betrieben verteilt.“
Viele der unversorgten Jugendlichen landeten im sogenannten Übergangssystem an den Berufskollegs, so Weber weiter. „Hier endet der Berufseinstieg häufig, bevor er überhaupt begonnen hat. Das Übergangssystem muss daher so umgestaltet werden, dass es endlich hält, was es verspricht: einen systematischen Übergang in die Berufsausbildung.“