"Die Lage am nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt bleibt schwierig", kommentiert Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, die heute veröffentlichte Jahresbilanz der Arbeitsagenturen zum Ausbildungsmarkt. Nur auf den ersten Blick sei das Verhältnis von 114.640 Stellen für 105.286 Bewerber*innen ausgewogen, eigentlich sei der Bedarf an Ausbildungsplätzen wesentlich höher. "Viele Jugendliche tauchen in der Statistik gar nicht auf, weil sie sich nach dem Schulabschluss nicht bei der Arbeitsagentur registriert haben. Von ihnen wissen wir nicht, wo sie geblieben sind und was sie machen." Darüber hinaus würden auch in diesem Jahr wieder mehr als 40.000 Jugendliche in Warteschleifen am Berufskolleg geparkt, so die Gewerkschafterin. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass viele dieser jungen Frauen und Männer anschließend überhaupt keine Berufsausbildung mehr machen. Fast jeder fünfte junge Erwachsene in NRW verbleibt so dauerhaft ohne jede berufliche Qualifikation – Das dürfen wir nicht weiter hinnehmen!"
Um aktiv gegenzusteuern, müssten mehr Ausbildungsplätze auch für schwächere Jugendliche angeboten werden, so Weber weiter. "Wir brauchen endlich eine Ausbildungsgarantie in Nordrhein-Westfalen. Nur so können alle Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, auch einen bekommen." Zur Finanzierung brauche es einen umlagefinanzierten Zukunftsfonds Ausbildung, in den nicht-ausbildende Unternehmen einzahlen.
"Von der Landesregierung erwarten wir, dass sie das Thema Ausbildung stärker in den Fokus nimmt", fordert Weber. "Wer den Fachkräftemangel effektiv angehen will, muss sich auf die erfolgreiche Ausbildung aller Jugendlichen in NRW konzentrieren." Vor diesem Hintergrund sei der morgen von den Regierungsfraktionen im Landtag vorgelegte Entwurf zur Fachkräfteoffensive ein Armutszeugnis. "Die Perspektive der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden, kommt in dem Antrag gar nicht vor. Er bezieht sich fast ausschließlich auf diejenigen, die den Übergang in Ausbildung oder Studium problemlos meistern", so die DGB NRW-Vorsitzende. "Damit verabschiedet sich Schwarz-Grün von den Verabredungen im Ausbildungskonsens, der für unversorgte Bewerber*innen ein öffentlich gefördertes Ausbildungsangebot vorsieht."