Warum bist Du Betriebsrätin geworden?
Seit 1989 vertrete ich die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen, angefangen in der Jugendvertretung. Dabei ging es mir gar nicht so sehr um mich, sondern ich wollte vielmehr die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, die nach mir kommen, verbessern. Es ging mir immer darum, etwas zum Positiven hin zu verändern – und das konnte ich hier. Während meiner Zeit als Jugendvertreterin hat mir die IG Metall gezeigt, was alles im Bereich Mitbestimmung möglich ist. Da hatte ich Blut geleckt und blieb dran.
Was war der größte Erfolg als Betriebsrat bislang?
Anfang des Jahrtausends sollte unser gesamtes Werk nach Bayern verlagert werden, das hätte natürlich enorme Auswirkungen auf die Beschäftigten gehabt. Mit viel Hartnäckigkeit und langen Verhandlungen haben wir es geschafft, die Komplettschließung vom Tisch zu nehmen. Am Ende musste nur eine Handvoll Kolleginnen und Kollegen den Standort wechseln – das war ein großer Erfolg. Ein anderes Beispiel ist sicher die Insolvenz unseres Unternehmens 2008. Dass wir auch in dieser schwierigen Zeit die Arbeitsplätze erhalten konnten, war enorm wichtig.
Was ist die größte Herausforderung in der nächsten Zeit?
Da gibt es gerade viel. Ganz akut spüren wir die enormen Belastungen durch die gestiegenen Material- und Energiekosten und müssen zusehen, dass uns die Krise nicht zu hart trifft. Dann das große Stichwort Transformation. Wir können zwar von Glück reden, dass unsere Produkte hierbei nur marginal betroffen sind – Türscharniere zum Beispiel braucht schließlich jedes Auto, egal ob Elektro oder Verbrenner. Trotzdem merken wir die Auswirkungen der Transformation an vielen Ecken und Enden.
Für uns als Betriebsrat ist die große Herausforderung derzeit, unserem ausländischen Eigentümer die deutsche Mitbestimmung beizubringen. Wenn große Betriebsänderungen anstehen, darf nicht nach Gutsherrenart entschieden werden. Hier machen wir deutlich: Wir als Betriebsräte werden eingebunden und entscheiden für unsere Kolleginnen und Kollegen mit.
Zur Person
Bettina Reckert ist Betriebsratsvorsitzende beim Automobilzulieferer Edscha und für die Interessen von rund 320 Mitarbeiter*innen zuständig. 1987 begann sie bei dem Remscheider Unternehmen ihre Ausbildung zur Industriekauffrau, zwei Jahre später startete sie ihr ehrenamtliches Engagement als Jugendvertreterin. Ihr ehrenamtlicher Weg führte sie unter anderem fünf Jahre an die Spitze des DGB-Stadtverbandes Remscheid und auch heute bekleidet sie noch immer diverse Ehrenämter, etwa bei der IG Metall Remscheid-Solingen und als ehrenamtliche Richterin u.a. am Landessozialgericht und dem Landesarbeitsgericht.