DGB Herne: Zum Anschlag auf unsere Gedenkstätten - Gedenkstätten der Herner Arbeiterbewegung geschändet

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DGB ist erschüttert und fordert Aufklärung

Offenbar in der Nacht vom 03. auf den 04.September schändeten bisher Unbekannte die Gedenkstätte der Herner Arbeiterbewegung auf dem Südfriedhof sowie die Grabanlage für die Opfer des Grubenunglücks der Zeche Mont Cenis auf dem Holthauser Friedhof und entwendeten mit brachialer Gewalt die verankerten Bronzetafeln. Der städt. Fachbereich Stadtgrün hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

In einer ersten Reaktion zeigt sich der DGB-Stadtverband erschüttert. Der örtliche DGB-Vorsitzende Peter Holtgreve: „Wir sind einfach nur empört und zornig. Wer macht sowas? Hier geht es ja nicht nur um irgendeinen Metalldiebstahl, hier waren Grabräuber am Werk die das Andenken an unsere gemarterten, ermordeten und im Falle „Mont Cenis“, verunglückten Vorkämpfer und Arbeitskameraden schänden und besudeln! Das ist ein Angriff auf unsere Identität und unsere opferreiche Geschichte!“

Norbert Arndt von der DGB-Geschichtswerkstatt ergänzt: „Dies ist auch ein Anschlag auf unser historisches Gedächtnis und an Kulturlosigkeit nicht zu überbieten. Das trifft die Herner Gewerkschaften bis ins Mark. Wir fordern Aufklärung, Einschaltung des Staatsschutzes und seitens der Stadt auch Vorkehrungen, dass ein solcher Frevel künftig unterbunden wird. Sicher, es geht in diesem Fall um unsere Gedenkstätten, es geht aber auch um Vandalismus und Diebstähle auf privaten Grabanlagen. Das ist nicht hinnehmbar.“

Hintergrund:

Die Grabstätte für die Opfer des Generalstreiks und der Märzunruhen im Frühjahr 1920 auf dem Südfriedhof wurde seinerzeit von der Herner Arbeiterschaft gestiftet und am 1.Mai 1921 unter riesiger Anteilnahme der Bevölkerung offiziell eingeweiht. In den Folgejahren fanden hier bis zur Machtübertragung auf die Faschisten 1933 alljährliche Gedenkveranstaltungen der Arbeiterparteien und Gewerkschaften statt. Die Nazis schliffen das Denkmal und entfernten die Bronzetafel. Nach 1945 geriet die Gedenkstätte weitgehend in Vergessenheit bis die Herner Gewerkschaften im März 2000 die alte Tradition wieder aufgriffen und seit dem wieder jährliche Gedenkveranstaltungen durchführen. Dies, nicht zuletzt auch um angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus, wachsender Angriffe auf soziale und demokratische Errungenschaften der Gewerkschaften und zunehmender Friedensgefährdung, dass historische Gedächtnis wach zu halten.

Aus Anlass des 130. Jahrestages der Gewerkschaftsgründung in Herne und des 75. Jahrestages der Machtübertragung auf die Faschisten stifteten die örtlichen Gewerkschaften im Jahre 2008 eine Gedenktafel für die vielen Opfer des antifaschistischen Widerstands aus der Herner Arbeiterschaft. In Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und nach Beschluss der Bezirksvertretung Sodingen wurde das Gräberfeld um diese, in Granitsteinen des alten Rathausplatzes eingelassene und fest verankerte Bronzetafel am 9.November 2008 ergänzt. Die durch Spenden aufgebrachten Gesamtkosten beliefen sich auf 3.177 Euro.

Nicht der erste Anschlag

Bereits Ende März 2003 war der kleine Ehrenfriedhof Ziel eines Anschlags. Eine Woche nach der damaligen Gedenkveranstaltung wurden der Granitblock und die Grabsteine der März-Gefallenen mutmaßlich von Neonazis mit roter Leuchtfarbe beschmiert. Die geistigen Nachfahren der rechten Mörderbanden hinterließen „Rotfront verrecke! – Jedem das seine!“ Auch damals wurde Strafanzeige erstattet, die Ermittlungen verliefen im Sande.

DGB-STADTVERBAND HERNE DGB-Geschichtswerkstatt Herne

gez. Peter Holtgreve Norbert Arndt

Maerz_DGB_Pressedienst_Anschlag_Gedenkstaette.pdf (PDF, 213 kB)

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