Bochum, 28. Oktober 2025
Am 28. Oktober führte die DGB Jugend Bochum eine Stolperstein-Putzaktion in der Annastraße im Stadtteil Stahlhausen durch. An mehreren Stellen wurden Stolpersteine gereinigt und so die Erinnerung an jüdische Nachbarinnen und Mitbürgerinnen wachgehalten, die hier lebten und deren Leben durch Verfolgung, Deportation oder Mord während der NS-Zeit zerstört wurde.
Ein Stück Bochumer Geschichte
In der Annastraße lebten unter anderem folgende Menschen jüdischen Glaubens:
| Name | Adresse | Schicksal / Hinweise |
| Moses Rambam | Annastraße 20 | Geb. 1896, später deportiert, „unbekannt für tot erklärt“ |
| Elfriede Salomon (geb. Watermann) | Annastraße 21 | Deportiert, ermordet im Ghetto Riga |
| Georg Salomon | Annastraße 21 | Deportiert, ermordet im Ghetto Riga |
| Fritz Watermann | Annastraße 21 | Deportiert, gestorben 1942 in Auschwitz |
| Moritz Schmerler | Annastraße 26 | 1938 nach Polen ausgewiesen; Todeszeitpunkt und -ort unbekannt |
| Cilly Schmerler (geb. Spanier-Meisseles) | Annastraße 26 | 1938 nach Polen ausgewiesen; Todeszeitpunkt und -ort unbekannt |
| Joseph-Artur Schmerler | Annastraße 26 | 1938 nach Polen ausgewiesen; Todeszeitpunkt und -ort unbekannt |
| Susi Schmerler | Annastraße 26 | Im Rahmen der „Polenaktion 1938“ zur Flucht gezwungen, 1939 Emigration nach Palästina |
| Fanny Schmerler | Annastraße 26 | 1938 zur Flucht gezwungen, emigrierte in die USA |
Diese Namen stehen stellvertretend für viele Schicksale. Hinter jeder Inschrift verbirgt sich eine persönliche Geschichte – von Leben, Träumen, Familien und einem Zuhause, das durch die nationalsozialistische Verfolgung ausgelöscht wurde.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Familien Salomon/Watermann und Schmerler in enger Verbindung zu den Kruppwerken in Stahlhausen standen, wo viele jüdische Bochumer*innen arbeiteten, bevor sie entrechtet und deportiert wurden.
Warum Stolpersteine?
Stolpersteine sind kleine, dezentrale Gedenkorte im öffentlichen Raum – sie erinnern direkt vor dem letzten frei gewählten Wohnort an die Opfer des Nationalsozialismus. Durch das Reinigen dieser Steine wurden sie symbolisch wieder „zum Leuchten“ gebracht – ein stilles, aber sichtbares Zeichen gegen das Vergessen.
Erinnerung als demokratische Verantwortung
Die DGB Jugend Bochum wollte mit der Aktion deutlich machen, dass Solidarität und Antifaschismus untrennbar zusammengehören. Erinnerung ist nicht nur Rückblick, sondern auch Auftrag für die Gegenwart:
Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung dürfen keinen Platz haben – weder damals noch heute.
Geschichte wachzuhalten heißt, Verantwortung zu übernehmen.
Nur wer sich erinnert, kann verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.
Dank & Ausblick
Ein großer Dank galt allen Beteiligten, die sich an der Aktion beteiligten – beim Putzen, Dokumentieren und Teilen der Erinnerungen.
Mit ihrem Engagement setzte die DGB Jugend Bochum ein sichtbares Zeichen für eine lebendige Erinnerungskultur in der Stadt.
Die Stolperstein-Putzaktion soll keine einmalige Veranstaltung bleiben: Auch in Zukunft möchte die Gewerkschaftsjugend an Orten des Gedenkens aktiv sein, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und das Bewusstsein für Solidarität und Menschenwürde zu stärken.