Aber auch in vielen anderen Bereichen meldet der DGB große Zweifel daran an, ob ein Konzern wie Amazon in unsere Region passt. „Mit Blick auf die Steuermoral stellen wir fest, dass es größter Anstrengungen bedarf, um von Amazon das zu bekommen, was jeder Einzelhändler vor Ort zu bezahlen hat.“ Das Thema Arbeitnehmerüberwachung lässt zusätzlich alle Alarmglocken bei den örtlichen Gewerkschaften klingeln. Auch in Sachen Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechten hinkt Amazon den Ansprüchen an die deutsche Mitbestimmungskultur meilenweit hinterher. So ist es auch für den Geschäftsführer des DGB nicht akzeptabel, dass Amazon für die 170 in Aussicht gestellten Arbeitsplätze lediglich Leiharbeit vorsieht. „Wir haben es hier nicht mit einem Start-up zu tun, dass sich erst einmal am Markt durchsetzen muss und ein gewisses Geschäftsrisiko trägt, sondern mit einen online-Giganten, der sowohl die Marktpreise der Händler zu bestimmen versucht, die sich auf seiner Plattform anbieten (müssen), als auch ohne jede erkennbare Notwendigkeit über die Leiharbeit zu Dumping-Löhnen arbeiten lassen will. Ich hoffe, dass alle Beteiligten Akteure, die an dieser Ansiedlung beteiligt waren, nun auch das Rückgrat haben, von Amazon ordentlich bezahlte, unbefristete Tarifverträge für die Beschäftigten zu verlangen und sich nicht auf den Kuhhandel mit der Leiharbeit einzulassen! Letztlich geht es dabei von vorneherein auch darum, durch Leiharbeit die Beschäftigten zu disziplinieren und die Gründung von Betriebsräten zu verhindern.“
Mit Blick auf den Strukturwandel hat der DGB ebenfalls große Fragezeichen. „Bisher ging es in allen Gesprächen des Strukturwandels immer darum, am Ende gute industrielle Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Amazon passt da nicht ins Bild. 170 Leiharbeitsplätze auf 66.000 m² sind ein sehr mageres Ergebnis für die wenigen Restflächen, die wir für industrielle Ansiedlung in der Region noch haben. Das muss ein deutliches Alarmsignal bei all denen sein, die versuchen, den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.“
Die Gewerkschaften stehen den zukünftigen Beschäftigten von Amazon in jedem Fall zur Seite. „Ich kann jedem und jeder zukünftigen Beschäftigten von Amazon nur dringend empfehlen, sich bei ver.di gewerkschaftlich zu organisieren. Unsere Türen stehen offen!“