Anja Weber: Brauchen zehntägige bezahlte Freistellung für Väter rund um die Geburt ihres Kindes

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Neue Zahlen des Statistischen Landesamtes IT NRW zeigen: Zwischen Müttern und Vätern in NRW herrscht ein großes Ungleichgewicht, was die Länge ihrer Elternzeit und ihres Beschäftigungsumfangs angeht. Dazu betont unsere Vorsitzende Anja Weber:

„Mit der Geburt des ersten Kindes fallen viele Paare in eine traditionelle Rollenaufteilung zurück: Während die Frau einen Großteil der Elternzeit nimmt und anschließend ihre Arbeitszeit reduziert, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern, arbeitet der Mann weiter in Vollzeit und engagiert sich deutlich weniger zu Hause. Dabei wissen wir, dass viele Frauen gerne mehr arbeiten würden und viele Männer mehr Sorgearbeit leisten wollen. Die Politik sollte daher mehr Anreize für eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung setzen und es Paaren erleichtern, Care-Arbeit gerecht zu verteilen.

Die Erfahrung zeigt: Wenn Väter sich frühzeitig um ihr Kind kümmern, engagieren sie sich auch dauerhaft mehr bei Kinderbetreuung und Haushalt. Deshalb brauchen wir eine zehntägige bezahlte Freistellung für Väter rund um die Geburt ihres Kindes. Außerdem gilt es, das Elterngeld weiterzuentwickeln. Die Zahl der Partnermonate sollte erhöht und die finanzielle Leistung stets an die Preisentwicklung angepasst werden. Zurzeit verzichten viele Väter auf ihre Elternzeit, weil sich die Familie den Verdienstausfall nicht leisten kann - Das muss sich ändern.

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter und Mütter zu verbessern, müssen wir zudem an die Kinderbetreuung und den Arbeitsmarkt ran. Eine verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist Voraussetzung dafür, dass beide Elternteile einer Erwerbsarbeit nachgehen können und nicht die Frau zurückstecken muss. Anstatt nur Vollzeit und Teilzeit anzubieten, sollten Unternehmen stärker auf verkürzte Vollzeit-Modelle setzen. Wenn beide Elternteile 30 oder 32 Wochenstunden arbeiten, gelingt es leichter, bezahlte Arbeit und unbezahlte Sorgearbeit gerecht aufzuteilen. Und auch unser Steuersystem fördert ein überkommenes Rollenmodell. Das Ehegattensplitting hält Frauen vom Arbeitsmarkt fern, indem es Anreize setzt, gar nicht oder nur geringfügig zu arbeiten. Es muss daher längerfristig abgeschafft werden.“

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