Die DGB-Jugend NRW befragt regelmäßig Azubis aus Nordrhein-Westfalen zu ihren Erfahrungen in der Ausbildung. Heute wurde der Ausbildungsreport 2024 im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellt.
„Die gute Nachricht ist: Die Betriebe in NRW, die ausbilden, bieten mehrheitlich gute Ausbildungsbedingungen an. Sieben von zehn Azubis sind mit ihrer Ausbildung zufrieden“, fasst Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, die Ergebnisse des Reports zusammen. „Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bewertungen je nach Beruf sehr unterschiedlich ausfallen und es zum Teil erhebliche Mängel gibt.“ Zum Beispiel liegt bei vier von zehn der befragten Auszubildenden kein betrieblicher Ausbildungsplan vor. Diese Azubis haben keine Möglichkeit zu überprüfen, ob ihnen alle Inhalte vermittelt werden, die zum Erreichen des Ausbildungsziels notwendig sind. 17 Prozent der befragten Azubis geben an, immer oder häufig Tätigkeiten erledigen zu müssen, die eigentlich nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben. Und vier von zehn Befragten müssen regelmäßig Überstunden machen. Das ist ein neuer Höchstwert in der Geschichte des Ausbildungsreportes.
„Es sind immer wieder dieselben Berufe, bei denen wir erhebliche Defizite feststellen“, kritisiert Andreas Jansen, Abteilungsleiter Jugend und Demokratie beim DGB NRW, diese Ergebnisse. Verkäufer*innen, Einzelhandelskaufleute, Zahnmedizinische Fachangestellte oder auch Friseur*innen gehören erneut zu den Ausbildungsberufen, die im Gesamtranking am schlechtesten abschneiden. „Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen die Arbeitgeber jetzt handeln und die Ausbildungsbedingungen in den betroffenen Berufen deutlich verbessern.“
Ein besonderes Augenmerk liegt beim diesjährigen Ausbildungsreport auf der Betreuung der Auszubildenden durch das Ausbildungspersonal. „Unser Report zeigt deutlich: Gutes und qualifiziertes Ausbildungspersonal ist der Schlüssel für eine qualitativ hochwertige Ausbildung und trägt maßgeblich dazu bei, dass Azubis ihre Ausbildung erfolgreich beenden“, unterstreicht Andreas Jansen. „Deshalb müssen Unternehmensleitungen und Politik dafür sorgen, dass Ausbilder*innen die richtigen Qualifikationen und genügend Zeit haben, um sich um ihre Auszubildenden zu kümmern.“
Anja Weber stellt grundsätzlich klar: „Wir müssen die duale Berufsausbildung in NRW stärken, das gilt gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass jeder fünfte junge Mensch in NRW dauerhaft ohne Berufsausbildung verbleibt. Dafür müssen wir an drei Themen ran. Erstens: Jeder junge Mensch, der einen Ausbildungsplatz sucht, muss auch einen bekommen. Deshalb brauchen wir mehr betriebliche Ausbildungsplätze in NRW. Zweitens: Die Ausbildung in vielen Betrieben muss qualitativ verbessert werden. Die Unternehmen müssen sich bewusst machen, dass sie Azubis nur finden und halten können, wenn sie gute Ausbildungsbedingungen anbieten. Und drittens: Die Berufskollegs müssen deutlich gestärkt und besser ausgestattet werden, damit sie ihren Teil der dualen Ausbildung angemessen erfüllen können.“
Zum Hintergrund: Um die Qualität der Ausbildung in NRW zu bewerten, befragt die DGB-Jugend regelmäßig Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Für diesen Report haben zwischen September 2023 und Mai 2024 insgesamt 2.075 Auszubildende aus Nordrhein-Westfalen an der Befragung teilgenommen. Dabei werden Fragen in vier Kategorien gestellt: Zur fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb und am Berufskolleg, zu den Ausbildungszeiten und Überstunden, zur Ausbildungsvergütung, und zur persönlichen Bewertung der Ausbildung.