51,13 Prozent aller Mieterhaushalte in Bonn müssen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete zahlen. Damit gelten diese Haushalte nach Ansicht der Autoren einer aktuellen Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung als überbelastet durch ihre Wohnkosten. Ihnen bleibt wenig Geld für andere Lebensbereiche. Die Studie zeigt auch, dass allein in Bonn 18.147 bezahlbare Wohnungen fehlen. Erschwerend kommt hinzu, dass nach Zahlen der empirica Preisdatenbank auf Basis der VALUE Marktdaten die Mietsteigerungen in Bonn in den letzten fünf Jahren um 21 Prozent zugenommen haben.
„Viele Beschäftigte mit niedrigen und mittleren Einkommen müssen einen großen Teil ihres erarbeiteten Einkommens direkt an die Vermieter weiterreichen. Selbst bei guten Tarifabschlüssen fressen die Mieten die Einkommen zunehmen auf. Deswegen fordern wir von der nächsten Bundesregierung einen sechsjährigen Mietenstopp. Die Menschen brauchen eine Atempause“, fordert Bernd Weede, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg.
„Der sechsjährige Mietenstopp muss genutzt werden, um beim Bau bezahlbarer Wohnungen den Turbo einzuschalten. Seit 2005 hat sich die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland halbiert. Diese Lücke ist nicht von heute auf morgen zu füllen. Alle politischen Ebenen – Bund, Länder und Kommunen – sind in der Pflicht, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen. Bund und Länder müssen ausreichend Fördermittel für den Bau von Sozialwohnungen zur Verfügung stellen. Auf kommunaler Ebene brauchen wir eine bessere personelle Ausstattung der Bau- und Planungsämter, einen strategischen Ankauf von Flächen sowie die weitere Stärkung der Vebowag. Hierfür ist die baldige Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft unabdingbar“, fordert Rainer Bohnet, stellvertretender Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg.
Das Team um den Berliner Stadtsoziologen Andrej Holm hat in seiner Studie die Daten des Mikrozensus von 2018 ausgewertet und die Wohnsituation in den 77 Großstädten Deutschlands analysiert. Die Mietbelastungsquote errechnet sich aus dem Anteil des Haushaltsnettoeinkommens, das für die Miete einschließlich der Betriebs- und Heizkosten aufgewendet werden muss. Danach haben in Bonn 31,12 Prozent aller Haushalte eine Mietbelastungsquote von mehr als 40 Prozent und 13,66 Prozent müssen sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufwenden.