Arbeiten Beschäftigte ohne Tarifvertrag, bedeutet das nicht nur für sie persönlich weniger Geld im Portemonnaie – die Tarifflucht von Unternehmen kommt auch die Allgemeinheit teuer zu stehen. Berechnungen des DGB auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Durch fehlende Tarifbindung und Lohndumping haben die Sozialversicherungen in Nordrhein-Westfalen jährlich gut 8 Milliarden Euro weniger Einnahmen. Zusätzlich entgehen dem Fiskus etwa 4,7 Milliarden Euro an Einkommensteuereinnahmen. Und auch die Kaufkraft der Beschäftigten wird durch mangelnde Tarifbindung erheblich geschmälert: Wer nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahresdurchschnitt netto 2706 Euro weniger auf dem Lohnzettel. Hätte Nordrhein-Westfalen eine flächendeckende Tarifbindung, stünden den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jährlich insgesamt rund 11,2 Milliarden Euro mehr zur Verfügung.
„Diese Zahlen belegen: Tarifverträge sorgen nicht nur für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen, sie sind auch eine gesamtgesellschaftliche Investition in Stabilität und soziale Sicherheit“, erklärt Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW. „Deshalb brauchen wir dringend eine Tarifwende. In Nordrhein-Westfalen profitieren heute nur noch die Hälfte der Beschäftigten von einem Tarifvertrag. Das muss sich ändern!“ Auch die Landesregierung könne einen Beitrag leisten und endlich das versprochene Tariftreuegesetz für NRW auf den Weg bringen. „Die Landesregierung hat uns vor über einem Jahr ein solches Gesetz zugesagt, es liegt aber noch immer nicht auf dem Tisch.“ Die Anforderungen des DGB seien klar, so Weber weiter. „Damit das Tariftreuegesetz Wirkung entfaltet, muss es erstens Aufträge des Landes und der Kommunen gleichermaßen umfassen, zweitens ab einem Auftragsvolumen von 25.000 Euro gelten und drittens wirksam kontrolliert werden. Kurzum: Wir brauchen ein Tariftreuegesetz für NRW, das wirkt!“
Zum Hintergrund: Die DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE), die das Statistische Bundesamt zuletzt für das Jahr 2024 erhoben hat.