DGB NRW: Teure Tarifflucht - Nordrhein-Westfalen entgehen rund 25 Mrd. Euro jährlich

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„Tarifflucht kommt der Allgemeinheit teuer zu stehen“, erklärt Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW. „Der Schaden, der allein durch Tarifflucht und Lohndumping der Arbeitgeber in NRW entsteht, summiert sich bei den Sozialversicherungen jährlich auf 8,8 Milliarden Euro und bei der Einkommensteuer auf 5,5 Milliarden Euro.“ Das zeigten neue Berechnungen des DGB. „Dieses Geld wird an vielen Ecken und Enden in NRW gerade dringend gebraucht.“ Die mangelnde Tarifbindung schmälere zudem die Kaufkraft der Beschäftigten: „Wer in NRW nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahr – betrachtet über alle Branchen und Berufe hinweg – durchschnittlich netto 2.917 Euro weniger auf dem Lohnzettel als tarifgebundene Beschäftigte.“ Insgesamt hätten die Beschäftigten in NRW mit flächendeckender Tarifbindung rund 12,3 Milliarden Euro mehr pro Jahr im Portemonnaie. „Mit zusammengerechnet über 25 Milliarden Euro ist der volkswirtschaftliche Schaden der Tarifflucht immens“, betont Weber.

Tarifbindung müsse daher dringend gestärkt werden, fordert die DGB-Landesvorsitzende. „Heute profitiert in NRW nur noch rund jede*r zweite Beschäftigte von einem Tarifvertrag, das ist viel zu wenig!“ Mit Tarifverträgen gebe es nicht nur höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub. Damit gestalteten die Beschäftigten auch ihre Arbeitsbedingungen aktiv mit. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen alles dafür tun, attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten. Ein Tarifvertrag ist dafür der beste Rahmen.“

Auch die Politik müsse sich für mehr Tarifbindung einsetzen. „Wir fordern, dass öffentliche Aufträge und Fördergelder generell nur an Unternehmen vergeben werden, die Tarifverträge anwenden“, sagt Weber. Und auch für die Privatwirtschaft seien bessere Gesetze notwendig: „Im Falle einer Aufspaltung oder Abspaltung eines Unternehmens sollten Tarifverträge bis zu einer neuen Regelung fortgelten. Zudem muss es leichter werden, Tarifverträge für alle Unternehmen einer Branche allgemeinverbindlich zu erklären.“

„Tarifflucht geht jeden etwas an“, fasst Weber zusammen. Um darauf aufmerksam zu machen, starte der DGB in Kürze eine bundesweite Kampagne unter dem Motto „Eintreten für die Tarifwende“.

 

Die DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE), die das Statistische Bundesamt zuletzt für das Jahr 2022 erhoben hat.

 

Fragen zur Datenberechnung: Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstandsverwaltung

Robby Riedel
Tel: +49 (0)30-2 40 60-302
robby.riedel@dgb.de

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