DGB NRW: Thorben Albrecht zum neuen Vorsitzenden gewählt – Anke Unger als stellvertretende Vorsitzende bestätigt

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Thorben Albrecht ist neuer Vorsitzender des DGB NRW. Die Delegierten wählten ihn heute bei der 23. Ordentlichen Bezirkskonferenz in der Zeche Zollverein in Essen mit 97 Prozent. Seine Vorgängerin Anja Weber war aus Altersgründen nicht erneut angetreten. 

Zuvor hatte Thorben Albrecht in einer Rede für seine Wahl geworben. „Ich trete an, um dem DGB NRW eine starke Stimme zu geben“, sagte der 55-Jährige in Richtung der knapp 100 Delegierten aus den acht Mitgliedsgewerkschaften des DGB. „Nordrhein-Westfalen steht vor großen Herausforderungen, aber wir wären nicht der DGB, wenn wir uns davon unterkriegen lassen würden – im Gegenteil!“ Um NRW wirtschaftlich und sozial gut aufzustellen, seien deutlich höhere Investitionen in die Infrastruktur wichtig. „Es muss Geld in die Hand genommen werden – für Brücken und Breitband, aber auch für Bildung und Behörden“. Gleiches gelte für die Industrie. „Wir brauchen auch in Zukunft eine starke Industrie in unserem Land und werden uns einer De-Industrialisierung mit aller Macht entgegenstellen.“ Die Arbeitgeber seien gefragt, Investitionen und Innovationen voranzutreiben, Beschäftigte einzubinden und auf Sozialpartnerschaft zu setzen. „Aber auch die Politik in Land und Bund muss ihren Beitrag leisten - mit einer aktiveren und schützenden Industriepolitik.“ Um die dringend notwendigen öffentlichen Investitionen zu finanzieren, brauche es endlich mehr Steuergerechtigkeit, so Albrecht weiter. „Wir brauchen keine Debatten, in denen Arbeitslose, Geringverdiener und Geflüchtete diffamiert werden. Wir brauchen keine Debatten, wie der Sozialstaat, wie unsere Rente immer weiter zusammengestrichen werden kann. Wir brauchen eine Debatte darüber, wie sehr hohe Vermögen und Erbschaften endlich einen angemessenen Teil beitragen können! Wir brauchen eine Debatte, wie wir den Laden am Laufen halten, ohne dass die Gesellschaft sich immer weiter spaltet!“ 

Als stellvertretende Vorsitzende wurde Anke Unger mit 98 Prozent bestätigt. Sie hat bereits seit 2023 dieses Amt inne. 

In ihrer Bewerbungsrede sprach sich Anke Unger gegen Kürzungen in den sozialen Sicherungssystemen aus. „Rechte, konservative und neoliberale Kräfte verbreiten wieder das alte Märchen von der bequemen sozialen Hängematte“, sagte die 45-Jährige. „Wir erleben gerade den Klassenkampf von oben. Wir müssen ihn aber wieder vom Kopf auf die Füße stellen.“ Ein starker Sozialstaat sei der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. „Dort, wo soziale Sicherheit bröckelt, wo Menschen das Gefühl verlieren, dass sie in schwierigen Zeiten aufgefangen werden – dort wächst die Entfremdung, dort wächst die Wut, dort gewinnen die Populisten.“ Viele Menschen seien durch die zahlreichen Krisen verunsichert, suchten nach einfachen Lösungen und wendeten sich von der Demokratie ab. „Gerade deshalb brauchen wir eine starke, solidarische und demokratische Gesellschaft – und Gewerkschaften, die sich klar für Freiheit, Respekt und Zusammenhalt einsetzen.“ 

Hintergrund: Ordentliche Bezirkskonferenzen finden alle vier statt. Die rund 100 Delegierten aus den acht Mitgliedsgewerkschaften wählen dort den/die Vorsitzende*n, den/die stellvertretende*n Vorsitzende*n sowie die elf Regionsgeschäftsführer*innen des DGB in Nordrhein-Westfalen. Neben den Wahlen standen am heutigen ersten Konferenztag auch Grußworte von Ministerpräsident Hendrik Wüst und der DGB-Bundesvorsitzenden Yasmin Fahimi auf dem Programm. Am morgigen zweiten Konferenztag werden die Delegierten über rund 90 Anträge beraten. Zudem wird NRW-Arbeitsminister Laumann für ein Grußwort erwartet. Die DGB-Gewerkschaften in Nordrhein-Westfalen haben derzeit rund 1,3 Millionen Mitglieder. 

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