Am 1. September erinnern die Gewerkschaften regelmäßig an die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs und machen sich für Frieden und gegen Faschismus und Menschenfeindlichkeit stark. An zahlreichen Orten in NRW finden auch zum diesjährigen Antikriegstag Veranstaltungen des DGB statt.
Dazu erklärt Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW:
„Seit Ende des Zweiten Weltkrieges gab es noch nie so viele bewaffnete Konflikte weltweit wie 2025. Die meisten Kriegstoten haben wir in der Ukraine und im Nahen Osten, vor allem im Gaza-Streifen, zu beklagen. Aber auch darüber hinaus toben zahllose Gewaltkonflikte. Wir erleben die Wiedergeburt einer verhängnisvollen Denk- und Handlungslogik in den internationalen Beziehungen, die wir längst überwunden glaubten. Sie setzt nicht mehr auf die Stärke des Völkerrechts, sondern nur noch auf das Recht des Stärkeren. Wir fallen mehr und mehr zurück in Zeiten, in denen die Durchsetzung der eigenen Interessen mit Waffengewalt und militärische Aggression als legitimes Mittel der Politik betrachtet wird. Es scheint, dass der Frieden in immer weitere Ferne rückt und wir zunehmend in eine kriegerische Gewaltspirale geraten.
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften verkennen nicht die Notwendigkeit, in Deutschland und Europa die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Das darf aber nicht bedeuten, allein auf militärische Abschreckung zu setzen. Frieden wird nicht durch immer mehr Waffen erreicht. Diplomatische Initiativen zur Aufrechterhaltung und Wiederbelebung der multilateralen Ordnung müssen wieder stärker in den strategischen Mittelpunkt rücken. Die von der Bundesregierung geplanten massiven Haushaltskürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und bei der humanitären Hilfe sind daher kontraproduktiv und müssen dringend rückgängig gemacht werden. Und auch die auf dem NATO-Gipfel in Den Haag beschlossene, horrende Erhöhung der Rüstungsausgaben auf fünf Prozent des BIP betrachten wir als willkürlich und bewerten sie äußerst kritisch.
Aus Sicht der Gewerkschaften muss klar sein: Zusätzliche Rüstungsausgaben dürfen nicht zu Lasten des Sozialstaates und des gesellschaftlichen Zusammenhalts gehen. Das Vertrauen in unsere Demokratie und in unser Wirtschafts- und Sozialmodell hängt maßgeblich ab von starken sozialen Sicherungssystemen, von einer gut ausgebauten öffentlichen Daseinsvorsorge, von einem leistungsfähigen Bildungssystem und von einem aktiv gestaltenden Staat, der massiv in die Zukunft investiert.“