Gute Arbeit – Top Thema für Ratingen

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Ordnungsnummer PM 06

Ratingen ist ein historisch gewachsener Industriestandort, von wo aus einige ausländische Weltkonzerne ihre Aktivitäten in Deutschland und in Europa steuern. Zusammen mit der mittelständischen Struktur der Ratinger Unternehmen bietet die Stadt zwischen Düsseldorf und Ruhrgebiet alle Voraussetzungen, gute Arbeit zum Markenzeichen ihrer Wirtschaft und ihres gesellschaftlichen Zusammenlebens zu machen.

Die Wortmeldungen Ratinger Betriebsrätinnen und Betriebsräte offenbaren allerdings ein anderes Bild des Arbeitsalltags. Nach ersten vorläufigen Berechnungen des örtlichen DGB fallen allenfalls rund 20% aller Ratinger Erwerbstätigen unter einen Tarifvertrag. Das liegt weit unter dem – sowieso schon historisch niedrigen- Stand in NRW von 51% (nach Angaben des WSI der Hans-Böckler-Stiftung für 2023). Nur rund ein Viertel der Ratinger Erwerbstätigen können ihre Interessen durch einen gesetzlich vorgesehenen und von den Belegschaften gewählten Betriebsrat geltend machen; gegenüber 37% in Deutschland (nach Angaben des IAB für 2024, für den Durchschnitt in der Privatwirtschaft ab fünf Beschäftigten). Und die sozial blinden Bereiche der Arbeit breiten sich weiter aus: Viele Menschen können vom Einkommen ihrer Arbeit nicht leben, migrantische Arbeitende suchen Rat gegen rechtswidrige Beschäftigungsbedingungen, Formen von modernem Menschenhandel wie früher in der Fleischindustrie NRW’s werden immer wieder in der Öffentlichkeit bekannt und sozial ungeregelte Erwerbsarbeit in der Plattformarbeit à la Lieferando und Uber breitet sich aus. Diesen Einblick in die besonders kritische Arbeitsrealität vieler Menschen gaben Annika Wosch von der Neue BePro Beratungsstelle Arbeit in Velbert und Pagonis Pagonakis von Arbeit und Leben NRW. Sie arbeiten direkt mit den Betroffenen zusammen und helfen ihnen auf ihrem steinigen Weg in die Arbeitswelt.

Schauen wir weiterhin weg und tun nichts, um die immer noch vorhandene soziale Substanz von Arbeit in vielen Betrieben und Unternehmen aktiv zu verteidigen, wird uns das alles teuer zu stehen bekommen. „Tarifverträge sind ein wirtschaftlicher Wettbewerbsvorteil und nur gute Bezahlung sichert die erforderlichen Einnahmen für ein tragfähiges sozialstaatliches und demokratisches Zusammenleben“, zeigt sich Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin der Region Düsseldorf-Bergisch Land, überzeugt. „Gute Arbeit muss deshalb Top-Thema auf der kommunalen Agenda sein. Dafür brauchen wir in Ratingen einen Rat der Arbeit: Alle an einen Tisch: Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, IHK, Sozialverbände, Agentur für Arbeit“, zieht Dr. Viola Denecke, Sprecherin des Ratinger DGB-Gesprächskreises ihr Fazit aus dieser Veranstaltung.

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