Judith Gövert vom DGB Köln-Bonn ergänzt: „Wir haben den Eindruck, dass die Stadt Köln und private Kita-Träger auf die Kulanz der Arbeitgeber setzen, um die mangelnden Betreuungszeiten und daraus resultierende Mehrbelastung der Eltern auszugleichen. Das ist eine sehr privilegierte Sicht: Nicht jeder kann im Homeoffice arbeiten. Die Kollegin im Einzelhandel oder der Kollege aus der Gebäudereinigung müssen zur Schicht erscheinen, sonst kriegen sie schnell Probleme. Davon abgesehen ist Arbeit im Homeoffice und parallele Kinderbetreuung keine Dauerlösung. Es wird dringend Zeit, arbeitende Eltern zu unterstützen.“
Melanie Simon vom JAEB Köln appelliert an die Verantwortlichen: „Eltern müssen mehr Gehör bekommen. Beispielsweise wurden von uns vorgeschlagene Modellprojekte nicht initiiert. In den städtischen Kitas soll es nun für die 35-Stunden-Plätze nur noch festgelegte Bring- und Abholzeiten im Block geben und die Anzahl der 45-Stunden-Plätze wurde reduziert. Wir haben das zufällig in der Zeitung gelesen! Dabei sollte das Jugendamt dem JAEB die Möglichkeit zur Mitwirkung geben bei so wichtigen Fragen, gerade, wenn es so viele Einrichtungen betrifft. Wir wurden einfach übergangen.“
Den Eltern, deren Kinder Einrichtungen mit reduzierten Betreuungszeiten besuchen, rät sie: „Wichtig ist, dass sie sich regelmäßig an das Jugendamt wenden, wenn ihr Bedarf nicht gedeckt wird, um ihren Betreuungsanspruch geltend zu machen.“
Judith Gövert ergänzt: „Es ist fünf nach 12. Leider wurde der Zeitpunkt, an dem gehandelt werden musste, lange verpasst. Jetzt kollabiert das Kita-System und die Verantwortlichen können sowohl quantitative als auch qualitative Anforderungen nicht mehr gewährleisten. Die Lage ist ernst. Der Fachkräftemangel im Kita-Bereich hat zunehmend auch Auswirkungen auf andere Branchen, da arbeitende Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen, dem Arbeitsmarkt entzogen werden. Es muss jetzt dringend gehandelt werden! Die Lösungen sind bekannt: Die Fachkräfte in den Kindertagesstätten müssen durch bessere Arbeitsbedingungen und besseren Arbeitsschutz in den Einrichtungen entlastet werden. Es müssen viel mehr Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden. Aber um für Nachwuchskräfte attraktiv zu sein, sind berufliche Entwicklungsperspektiven nötig, die den immer komplexeren pädagogischen Aufgaben angemessen sind. Ganz klar ist auch: Es braucht eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Dazu gibt es mit der Tarifrunde im öffentlichen Dienst zumindest für die städtischen Beschäftigten jetzt eine Gelegenheit. Dafür müssen die kommunalen Arbeitgeber endlich ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen.“
Ansprechpartnerinnen:
Jugendamtselternbeirat Köln: Melanie Simon, Tel.: 017622285524
DGB Köln-Bonn: Judith Gövert, Tel.: 01718658353
Informationsschreiben online auf https://jaeb.koeln/ und https://koeln-bonn.dgb.de/
Kinderbetreuung in Köln: „Es ist fünf nach 12“
DGB und JAEB veröffentlichen Informationen für in Not geratene Eltern