„Die Recherchen bestätigen die Rückmeldungen, die wir aus den Betrieben und von vielen Auszubildenden erhalten“, erklärt die Geschäftsführerin vom DGB Köln-Bonn, Judith Gövert. „Auch hier herrscht großes Entsetzen über die Ausstattung der Berufskollegs. Wir sehen dringenden Handlungsbedarf auf Seiten von Politik und Verwaltung. Letztendlich geht es um nichts Geringeres als um die Wertschätzung für die duale Ausbildung.“
Die geforderte Wertschätzung spiegelt sich jedoch nicht im Schulentwicklungsplan wider: Hier widmet man auf rund 200 Seiten den Berufskollegs gerade mal neun Zeilen.
Auch ARBEITGEBER KÖLN-Geschäftsführer Dirk Wasmuth zeigt sich besorgt: „In unseren Unternehmen steht die Jahrhundertaufgabe der Transformation zur Klimaneutralität und Digitalisierung an. Diese ist nur mit hochqualifizierten und sehr gut ausgebildeten Fachkräften zu bewältigen. Doch die Hightech-Ausstattung in unseren Betrieben steht in krassem Widerspruch zur oft veralteten Technik in den Berufskollegs. Wir sollten nicht vergessen: Von der Qualität der dualen Ausbildung hängt unsere Zukunft ab.“
„Ein sich wandelnder Arbeitsmarkt erfordert schnelle schulische Lösungen. Berufskollegs müssen die Bedarfe der Wirtschaft berücksichtigen und brauchen flexible Räume, moderne Ausstattung und eine gute Lernatmosphäre. Es geht sowohl um Geld als auch um eine zügige Umsetzung. Die Stadt Köln muss sich jetzt um die Berufskollegs kümmern“, betont ebenfalls Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln.
Doch nach wie vor dauern die Beschaffungsvorgänge oft Jahre, wie viele Schulleiter:innen berichten. „Wir müssen aufpassen, dass mangelhafte bauliche Zustände und eine unzureichende Ausstattung nicht zum Standortnachteil der Kölner Berufskollegs werden“, erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln: „Zahlreiche Kommunen und Kreise im Kölner Umland zeigen, wie es geht: Sie investieren in Neubauten für große Berufsschulzentren, um jungen Menschen attraktive Lern- und Ausbildungsbedingungen zu bieten. Die Berufskollegs der Stadt Köln dürfen nicht abgehängt werden.“
Deshalb macht sich das Kölner Bündnis für Wirtschaft und Arbeit stark für die Kölner Berufskollegs. Gemeinsam will man für eine Verbesserung der Situation eintreten und Politik und Verwaltung in die Pflicht nehmen. Die einhellige Meinung der vier Kölner Bündnispartner: „Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Probleme jetzt anzugehen. Wir bieten der Stadt bei allen Plänen und Vorhaben unsere Unterstützung und Expertise an. Lassen Sie uns gemeinsam die duale Ausbildung zukunftsfähig machen und den jungen Menschen in den Betrieben die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen.“
Kölner Bündnis für Wirtschaft und Arbeit macht sich stark für Kölner Berufskollegs
38.500 Schülerinnen und Schüler – und keine Stimme: Berufskollegs brauchen eine Lobby – vor allem in der Verwaltung