"Wir wollen wohnen!" – Wohnungskrise in Köln spitzt sich zu: Politik muss jetzt handeln!

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Ordnungsnummer PM 21

Die Wohnungsnot in Köln hat ein dramatisches Ausmaß erreicht. Kurz vor den Kommunalwahlen in NRW ruft das Aktionsbündnis „Wir wollen wohnen!“ – ein Zusammenschluss aus Mietervereinen, dem DGB und Sozialverbänden – alle demokratischen Kräfte dazu auf, die Wohnungsfrage endlich zur Top-Priorität zu machen. Zum Aktionstag am 29.08.2025 fordert das Bündnis: Wohnen ist ein Grundrecht – keine Ware!

Seit Jahren weisen die Verteter:innen des Aktionsbündnisses in den verschiedenen Netzwerken auf die sich verschärfende Notlage hin und darauf, dass es nicht ausreicht, nur darauf zu hoffen, dass sich das Problem von selbst löst, z.B. dadurch, dass immer mehr Familien ins Umland abwandern.

Denn die Zahlen sagen etwas anderes. Es sind Zahlen, die alarmieren, Zahlen, die über „gefühlte Temperatur“ hinausgehen, Zahlen, die zeigen, dass gehandelt werden muss:

70.000 neue Wohnungen braucht Köln bis 2040, laut einer Studie der Bulwiengesa, einem der größten unabhängigen Analyseunternehmen für die Immobilienbranche in Deutschland. Gebaut wurden 2024 nur 1.819 – der niedrigste Stand seit 1990.

Der geförderte Wohnungsbestand ist in den letzten Jahrzehnten von 105.000 auf nur noch 37.000 Wohnungen geschrumpft – ein Rückgang um fast zwei Drittel.

4.500 Wohnungen verlieren allein 2025 ihre Sozialbindung. Mieter sind dem freien Markt schutzlos ausgeliefert.

Der Wohnungsleerstand liegt bei nur 0,9 % – ein funktionierender Markt bräuchte mindestens 3 %.

Gleichzeitig stehen 5.300 Wohnungen dauerhaft Touristen zur Verfügung – als Ferienwohnungen registriert.

Über 10.000 genehmigte Wohnungen sind noch immer nicht gebaut – Rekord-Bauüberhang!

Doch es gibt nicht nur zu wenige Wohnungen, neu entstehender Wohnraum ist für die meisten Menschen schlichtweg nicht mehr zu finanzieren. In Köln sind die Mieten in den letzten vier Jahren um 21 Prozent gestiegen. Bei Neuvertragsmieten von durchschnittlich 14,99 €/m² kalt finden viele Menschen keine bezahlbare Wohnung mehr: Immer öfter konkurrieren Familien, Alleinerziehende, Studierende, Rentner:innen mit Durchschnittseinkommen um die wenigen noch vorhandenen preiswerten Wohnungen. Sie finden keine preiswerte Wohnung, wenn die Familie wächst, und sind in großen Wohnungen gefangen, wenn das Alter eigentlich den Umzug in eine kleinere Wohnung fordert.

Zudem wurden allein 2024 555 Wohnungen zwangsgeräumt – jede Räumung ein menschliches Schicksal, verbunden mit dem Wissen, dass eine Rückkehr in eigenen Wohnraum kaum mehr möglich ist.

Daher: Stadtentwicklung darf kein Spielball des Marktes sein!

Im gesamten Stadtgebiet gibt es gerade einmal drei Soziale Erhaltungssatzungen – im Vergleich zu 36 in München. Das ist zu wenig, um Verdrängung und Entmischung effektiv zu stoppen.

Wir fordern daher eine neue Wohnpolitik für Köln, die dem Markt nicht länger das Feld überlässt.
Das bedeutet, dass sich die zur Wahl stehenden Parteien und die Kandidat:innen für das Amt der Oberbürgermeisterin bzw. des Oberbürgermeisters nun dazu einlassen müssen, wie sie mit unseren Forderungen umgehen wollen.

Diese sind:

Mehr sozial geförderten Wohnungsbau – jetzt und verbindlich!

Milieuschutzgebiete ausweiten und konsequent anwenden!

Kurzzeitvermietungen strenger regulieren!

Bauüberhänge abbauen durch konsequente Bauverpflichtungen!

Ein kommunales Wohnraum-Schutzprogramm, das Verdrängung stoppt!

Wir fordern, nun endlich die Versprechungen der letzten zwanzig Jahre einzulösen: Wohnen darf kein Luxus sein. Köln braucht eine soziale Stadtentwicklung – für alle!

Köln will wohnen – deshalb „Wir wollen wohnen!“ Für eine Stadt, in der Wohnen wieder bezahlbar ist – und Menschen nicht verdrängt werden.

Wer wir sind:
Das NRW-Aktionsbündnis „Wir wollen wohnen!“ ist ein Zusammenschluss bestehend aus Deutscher Mieterbund NRW e.V. , Deutscher Gewerkschaftsbund NRW, Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW, Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt NRW, Caritas in NRW, Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen Lippe e.V., Sozialverband Deutschland NRW e.V., Sozialverband VdK NRW e.V.
(In Köln wird das Bündnis aktiv unterstützt durch Mieterverein Köln e.V.; DGB-Region Köln-Bonn, SKM e. V. Köln und SKF e.V. Köln)

Stimmen aus dem Bündnis:

Karolin Balzar SKF e. V. Köln: „Die prekäre Wohnungsmarktsituation betrifft nicht nur die von uns begleiteten obdachlosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Frauen, sondern längst auch Familien, Alleinerziehende und Rentner:innen.“

Hans Jörg Depel (Geschäftsführer Mieterverein Köln e. V.): „Zu wenig freie Wohnungen, zu teure Wohnungen, zu wenig öffentlich geförderte Wohnungen. Das ist Köln im Jahr 2025. So verliert die Stadt ihren sozialen Zusammenhalt.“

Karina Dreja, SKM e.V. Köln: Köln braucht jetzt Entscheidungen für den Wohnungsmarkt, um den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern.“

Judith Gövert (Geschäftsführerin DGB-Region Köln-Bonn): „Erkämpfte Lohnsteigerungen gehen für Miete drauf, erkämpfte Arbeitszeitverkürzungen müssen die Menschen und in überfüllten Zügen verbringen, weil arbeitsnaher, bedarfsgerechter Wohnraum nicht vorhanden oder bezahlbar ist.“

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